Auch in den kalten Monaten sind Störche in der Region zu beobachten – Experten verraten, wo genau
Aus der HAZ vom 18.09.2025
Von Andrea Hempen
Tümpel, nasse Gräben, frische Wiesen bieten dem Storch alles, was er braucht. Foto: Alistair Hill
Schwarzweißes Gefieder, langer roter Schnabel und rote Beine. Der Storch ist ein besonders attraktiver und kaum verwechselbarer Vogel in diesen Breitengraden. In früheren Jahren waren die Zugvögel lediglich von März bis August in Deutschland zu sehen. Durch die milden Winter aber fliegen viele erst später los, andere bleiben gleich ganz hier. Im Frühjahr haben diese Tiere einen Vorsprung gegenüber denen, die aus dem Süden heimkommen und erst mal neue Kräfte sammeln müssen. Bernd Galland, Mitglied des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim aus Langenholzen, freut sich über das wachsende Interesse am Storch. Der Naturfreund berichtet über Eigenarten der Tiere und gibt Tipps, wo die Vögel auch jetzt noch zu beobachten sein können.Dass die Fangemeinde des Storches wächst, ist sichtbar, wie Galland sagt: „Storchenfreunde stellen überall Masten als Brutplatzangebot auf. Fleißige Beobachter zählen alle Jungvögel in den besetzten Horsten.“ Die Störche erhalten Namen, wie etwa Addi und die Freude ist groß, wenn Addi oder andere ihr angestammtes Nest wieder anfliegen.
Doch wer so unter Beobachtung steht, der wird auch bewertet. Etwa, wenn Junge aus dem Nest geworfen werden. „Diese schlechten Eltern – das sind menschliche Maßstäbe, die wir nicht auf die Tierwelt übertragen dürfen“, erklärt Galland. Störche nehmen gern das Angebot künstlicher Horste an, erspart es ihnen doch den kräftezehrenden Kampf um Partner und Brutplatz. Was aber fehlt, ist ausreichend Nahrung. „Das zwingt die Störche zu dieser drastischen Form der Geburtenkontrolle“, erklärt Galland.
Für all jene, die Störche in ihren natürlichen Lebensräumen beobachten möchten, empfiehlt der Ornithologische Verein zu Hildesheim als Orientierungshilfe das gut ausgebaute Radwegenetz, vor allem den Leine-Heide-Radweg und den Innerste-Radweg.
„Wer vom Leinewehr in Alfeld flussabwärts fährt, kann schon beim Rittergut Limmer mit etwas Glück den Storch bei der Nahrungssuche beobachten, ebenso auch auf der Parallelstrecke über Eimsen und Brüggen nach Gronau“, erklärt Galland.
Vom nördlichen Stadtrand Gronaus erstrecken sich weite Wiesen bis nach Burgstemmen, ideal als Nahrungsrevier für den Storch. Laut Galland finden die Schreitvögel dort Mäuse aber auch Laubfrösche, die die Naturfreunde an der Stelle eigentlich schützen wollen. Aber manchmal kollidieren die Ziele im Naturschutz eben. Dafür lasse sich der Naturschutz wunderbar mit dem Hochwasserschutz vereinen.
Über Betheln führt der Radweg entlang der Straße nach Burgstemmen, wo die Leinebrücke den Blick auf die nassen Wiesen ermöglicht. Ähnlich ist die Situation im Innerste- und Nettetal. Der Innerste-Radweg mit seinen Stationen bietet von der Marienburg an, über Derneburg und Bockenem vorbei bis nach Königsdahlum vielfältige Beobachtungsmöglichkeiten. In den Tälern von Leine, Innerste und Nette stellt die Paul-Feindt-Stiftung dem Storch mehrere hundert Hektar als Nahrungsrevier zur Verfügung. „Unseren Pächtern sind wir sehr dankbar für ihre Mitarbeit“, sagt Galland.
Beobachtende können damit rechnen, vom Herbst bis ins nächste Frühjahr hinein Störche zu sehen. „Wir freuen uns über Ihre Meldungen unter wiesenvogelschutz@ovh-online.de“, so der Naturfreund Galland.
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung