Aus der HAZ vom 12.11.2025

Landkreis will Anpflanzungen in den Gemeinden fördern und hat dafür auch Geld im Haushalt zur Verfügung. Doch davon wussten bisher wohl nur wenige – das führt zu Debatte in der Kreispolitik.

Von Thomas Wedig

Wie hier am Bruchgraben sollen Ränder von kleineren Bächen und Gräben im Landkreis Hildesheim verstärkt bepflanzt werden.       Foto: Clemens Heidrich

Der Landkreis Hildesheim übernimmt bis zu 100 Prozent der Kosten, wenn Städte, Gemeinden oder Realverbände auf eigenen Flächen heimische Gehölze anpflanzen wollen. Mittel dafür stehen schon im Haushalt für das laufende Jahr. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Bisher werden sie offenbar überhaupt nicht genutzt – weil kaum jemand davon weiß. Das wurde in einer Sitzung des Kreis-Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Hochwasserschutz deutlich.

Dort beantragte die CDU-Fraktion, 200.000 Euro für ein Sofortprogramm einzusetzen, aus dem Gemeinden Geld für die Bepflanzung von Rändern sogenannter Gewässer dritter Ordnung erhalten. Das sind vor allem kleinere Bäche und Entwässerungsgräben. Im Kreisgebiet gibt es davon ungefähr 1300, sie werden im Rahmen eines Projektes dokumentiert. Das sollte eigentlich in der Ausschusssitzung vorgestellt werden, die Präsentation musste aber wegen Krankheit der Referentin verschoben werden.

Die rot-grün geführte Mehrheitsgruppe lehnte den Antrag der CDU ab – weil es das beantragte Programm quasi schon gibt, wenngleich eher im Verborgenen. Sie schloss sich der Einschätzung von Umweltamtsleiter Gerald Bälkner an, man könne ohne besondere Vorgaben sofort starten. Die Ausschussvorsitzende Susanne Weber (Grüne) und ihr Stellvertreter Egbert Homeister (SPD) appellierten an die Verwaltung, die Möglichkeiten einer Förderung bei Kommunen und Realverbänden bekannter zu machen.

Das reichte dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Prior nicht: „Wir fordern seit Jahren, mehr Gehölze anzupflanzen“, sagte er. „Jetzt muss endlich mal in der Wirklichkeit etwas passieren.“ Sein Fraktionskollege Clemens Gerhardy, der als Landwirt regelmäßig Naturschutzprojekte umsetzt, bedauerte, von dem existierenden Haushaltsansatz selbst auch nichts gewusst zu haben. Josef Teltemann, ebenfalls CDU, sah vor allem ein „Kommunikationsproblem“. Nun gelte es, gemeinsam geeignete Flächen herauszukitzeln.

Richard Huster vom Ornithologischen Verein zu Hildesheim (OVH) forderte mit Blick auf die Gewässerrandstreifen ein generelles Umdenken, auch in der Landwirtschaft. Der OVH sei bereit, Pflanzprojekte durch ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen.

Umweltamtsleiter Bälkner wies noch auf eine Einschränkung hin: Die Flächen, die mit den Zuschüssen bepflanzt werden, müssen dann so erhalten bleiben. Sie werden in ein Verzeichnis von Ausgleichsflächen aufgenommen. Denn: Das Geld stammt aus Ersatzzahlungen, die bei Bauprojekten gezahlt werden können, wenn die jeweiligen Verantwortlichen die vorgeschriebenen Kompensationsflächen nicht selbst vorweisen können.

Eine Mehrheit dürfte im Kreistag ein anderer Antrag finden, der auch in der Sitzung diskutiert wurde: Die Mehrheitsgruppe will weitere 25.000 Euro zur Verfügung stellen, um die lokalen Bodenschutzkonzepte auszuweiten, die wie berichtet gerade für die Pilotkommunen Elze, Giesen, Harsum und Sibbesse erstellt werden. Das wären dann insgesamt 175.000 Euro. Die CDU will das Thema noch intern besprechen. Deswegen gab es dazu noch keine Abstimmung.

© Hildesheimer Allgemeine Zeitung